Zu den Fotos unter Impressionen vom Shannon gibt es auch eine Beschreibung der zwei Wochen auf dem Fluss in Form eines Reisetagebuches, das hier folgend zu lesend ist. Viel Spaß dabei!

 

Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
17.05.03 18.05.03 19.05.03 20.05.03 21.05.03 22.05.03 23.05.03
24.05.03 25.05.03 26.05.03 27.05.03 28.05.03 29.05.03 30.05.03
31.05.03 Nachwort          

 

Samstag, 17. Mai 2003

Wir sind in der Luft. Bald müsste es etwas zu Essen geben (hüstel). Unser Gepäck ist anstandslos eingecheckt worden, Petras und Norberts Koffer mit je 23 Kilo, meiner hatte über 27 kg. Hüstel noch mal. Aber kommentarlos akzeptiert. Schwein gehabt.

Wir haben nur noch drei zusammenhängende Plätze im Raucherteil bekommen - und ich dachte, das gäbe es gar nicht mehr. In der Reihe vor uns raucht aber wirklich einer. So was!

Essen ist fertig, der Kapitän war so nett, uns darauf hin zu weisen, dass wir gerade London überflogen haben. Jetzt geht's weiter über Südengland, Bristol, Cardiff...

20.00 Uhr irischer Zeit: Boh eye, wat'n Tag. Zehn vor halb drei waren wir endlich wieder im Besitz unserer Koffer - Gott sei Dank. Kaum durch den Zoll hindurch entdeckten wir einen jungen Mann mit einem "Thomas Cook"-Schild in der Hand, der glücklich strahlte, als wir auf ihn zusteuerten. 3 x Boot, unsere Namen sind auf der Liste, wunderbar, er holt unseren Fahrer. Der war, aufgrund des Gewichtes unserer Koffer, der Meinung wir bleiben zwei Jahre und nicht zwei Wochen. Dann fuhr er und ich hatte das Gefühl, es sei Südengland mit einem Hauch Derbyshire. Absolut das gleiche, England und Irland. Unglaublich.

Wir kamen in Williamstown an, bekamen einen Lebensmittel-Bestellschein in die Hand gedrückt und hörten uns erst einmal die Trocken-Einweisungen von Angus, dem "Boss", an. Dann bestellten wir unter viel Gelächter mit Ivonne, einer Angestellten der Shannon Castle Line, bei Mike, offenbar der Lebensmittelhändler, Grundnahrungsmittel im Wert von € 45,68.

Angus zeigte uns kurz das Innere unserer "Blackrock Castle" und erklärte uns, dass die Einweisung dann nachher erfolgen würde. Das war natürlich eine tolle Neuigkeit. Wir wuchteten dann unser Gepäck an Bord und packten aus. Währenddessen guckte ein junger Mann bei uns rein, den wir aber wieder verscheuchten. Letztendlich waren wir aber so weit und holten den Knaben zurück. Punkt 1 war: was tue ich, damit der Motor funktioniert? Äh, Norbert, wenn du dich bitte darum kümmern könntest. Dann folgte die Praxis. Nein, ich bin nicht nervös und schon gar nicht panisch, nur weil ich einen Zehn-Meter-Kahn in einem Hafen so groß wie eine Briefmarke wenden soll. Na gut, er hat uns dann versichert, dass kein anderer Hafen sooo eng ist wie dieser. Wie beruhigend Wir haben uns dann auch irgendwann entschieden, diese Nacht trotzdem noch im Hafen zu verbringen.

Wieder dort angekommen (das rückwärts "Einparken" hat er für mich übernommen) holten und bezahlten wir unsere Einkäufe und gingen wieder an Bord. Die Toiletteninspektion verlief für mich nicht sonderlich erfolgreich, sie ist doch ziemlich eng, aber das geht schon irgendwie. Mit zwei Kannen Tee im Bauch und einem kleinen Abendbrot sind wir jedenfalls guter Dinge. Das kann, Unkenrufen zum Trotz, ein genialer Urlaub werden.

Anfang

Sonntag, 18. Mai 2003

Habe meine Crew acht Uhr irischer Zeit geweckt, da ich bereits an Land (WC) war und erst mal Tee gekocht habe. Nach geringfügigem Murren einigten wir uns darauf, den Motor anzuwerfen und nacheinander zu duschen. Danach konnte ich sie zu einem frühzeitigen Aufbruch überreden - ich wollte beim "Ausparken" auf keinen Fall Zuschauer!

Nachdem alle noch mal an Land waren, ging es los. Einer vorne mit dem Schrubber, der andere hinten mit dem Enterhaken und - oh Wunder - ohne jedes Anecken sind wir rausgeflutscht. Yeah!

Mit entsprechen guter Laune ging es dann raus auf den See, vorbei an den ersten komplizierten (weil weißen statt farbigen) Bojen, die unser Trainer uns am Vortag extra gezeigt hatte. Alle in allem ging es ziemlich problemlos über den Lough Derg, abgesehen von ein paar irritierend geformten Felsen , die sich als schwarze Steine mit schwarzen Kormoranen darauf entpuppten (Split Rock) und deren Bojenmarkierungen wir verzweifelt suchten, da wir sie für die extra markierten Hagan Rock gehalten hatten.

Etwas weiter nördlich, nach dem Passieren eben dieser Felsen, wurde uns unser Irrtum klar und wir näherten uns etwas entspannter dem nördlichsten Punkt des Lough Derg, auf dessen Mitte wir es uns gemütlich machen wollten. Leider spielte das Wetter nicht mit und wir wurden zu sehr herum geworfen, um uns gemeinsam zum Frühstück zusammen zu setzen. Also gab es Fütterung während der Fahrt.

Da wir nicht recht wussten, wie es weiter gehen sollte und das Wetter ständig zwischen Sonnenschein und Regen wechselte, steuerten wir Terryglass an, ein Hafen, in dem unter anderem Pubs angeboten wurden. Die Einfahrt in den Hafen erwies sich als etwas komplizierter als erwartet, zumal ständig andere Boote ausliefen. Uns vorsichtig in den Hafen hinein tastend gab ich jedoch das Signal zum Rückzug, da wir nur an einer Stelle noch seitlich hätten anlegen können, allerdings zwischen zwei anderen Booten, die mir entschieden zu dicht beieinander lagen. Die einzige Alternative wäre rückwärts an ein Betonkai gewesen - No Way!

Also wieder hinaus auf den See. Hier hatte sich der Wind inzwischen so hochgeschraubt, dass das Fahren gegen den Wind (und gegen die Wellen) zu einer sehr feuchten Angelegenheit wurde. Und ein Augenblick der Unachtsamkeit meinerseits (ich wurde aus en vor mir liegenden Bojen nicht wirklich schlau) und "Blacky" lag quer zu den nicht unerheblichen Wellen. Gott sei Dank ist das Geschirr einigermaßen bruchfest und den Tee musste ich ja nicht mehr trinken. Wetterbedingt griff ein Crewmitglied schon zu den härteren Drogen und wir machten schleunigst, dass wir zum Fluss kamen und die Öffnung der Portumna Bridge um 11 Uhr erwischten. Wir mussten zwar ein paar Minuten kreiseln, kamen dann allerdings wunderbar durch und auf dem Shannon an, auf dem es gleich deutlich ruhiger war.

Hier übernahm dann der L.I. das Ruder bis zum Meelick Lock, unserer ersten Schleuse. Der Shannon zwischen Brücke und Schleuse ist naturbelassen, d.h. unbegradigt und wird nur von Marschland sowie grasenden Kühen und Schafen gesäumt. Leider spielte das Wetter mal mit, mal nicht mit, wir wurden also entweder gegrillt oder ertränkt. Vor der Schleuse wartend hatte uns ein so heftiger Regen erwischt, dass ich meine Jeans wechseln musste, weil sie so nass war. Kurz darauf saß ich mit Sonnenbrille im herrlichsten Sonnenschein. Kurzum: das Wetter wechselte heute etwa alle 15 bis 20 Minuten. Sonnenschein, heftiger Regen, Sturmböen und wieder von vorne. Das letzte Stück zwischen Meelick und Banagher hatten wir aber Glück und konnten von der Brücke aus steuern, ohne völlig einzuregnen oder weggeblasen zu werden.

Die nassen Phasen hatten wir bereits zum Kartoffelschälen genutzt, so dass uns nur noch die Unterquerung einer Brücke und das Einparken von unserem Lunch trennte. Die Brücke ging ganz problemlos und vor allem ohne Gegenverkehr. Und in der Marina waren zum Glück "Anfängerparkplätze" frei, so dass wir elegant anlegen konnten (elegant: in der Schleuse fragte Petra, die das Boot am Bug hielt, sich und uns verzweifelt, wie sie die Leine wieder vom Poller losbekommen sollte, um sie dann, als es so weit war, mit einer einzigen Bewegung, praktisch aus dem Handgelenk zu lösen - wer hatte hier die Bootserfahrung?)

Nach unserem ersten selbstgekochten Essen - Kartoffeln mit Sausages und Baked Beans - überfiel uns Müdigkeit und wir brachen erst mal zusammen.

Die Crew schläft noch, nur der Kapitän sitzt einsam vor einem wärmenden Teelicht, um seiner Pflicht am Logbuch nachzukommen. Einsam ist das Leben auf See...

Anfang Einen Tag zurück

Montag, 19. Mai 2003

Irgendwie hatte ich gar keine Lust aufzustehen. Das kann an dem ungemütlichen Wetter gelegen haben oder Nachwirkung des Ciders von gestern Abend sein. Als allerdings die Sonne durch mein Minifenster blinzelte und der Himmel statt schmutzig grau strahlend blau war, dachte ich doch daran, mal einen Fuß aus der Kajüte zu wagen. Jetzt sitze ich mit der Sonne im Rücken (nicht ganz, sie steht mehr rechts von mir - heißt das, unser Bug zeigt nach Nordnordost?) und frage mich, ob ich meine Crew unsanft mit dem Anwerfen der Wasserpumpe wecken soll. Irgendwer muss ja mit dem Duschen anfangen und bevor heute nicht der Motor kontrolliert ist, wird der nicht gestartet! So, jetzt habe ich doch mal ein Machtwort als Kapitän gesprochen. Ui, in der Heckkabine bewegt sich etwas, ich hab's genau gehört. Vielleicht guck ich einfach mal nach dem Motor?

Wir haben irgendwie alle ziemlich kalt geduscht. Unsere Batterie stand auf 12 V und auch das Anwerfen des Motors hat uns kein warmes Wasser beschert. Wenigstens war das Frühstück erträglich, Brot und Bacon. Warmen Tee haben wir ja auch zum wärmen. Es hat jetzt eine gute Stunde durch geregnet, während derer wir gefrühstückt und das Boot auseinander genommen haben. Leider haben wir nichts zur Erzeugung des (gestern noch vorhandenen) heißen Wassers gefunden. Jetzt sitzen wir wieder bei laufendem Motor und werden es in ca. einer halben Stunde noch mal mit dem warmen Wasser versuchen. Unsere Scheiben sind komplett beschlagen, zum Glück hat der Regen aufgehört, so dass wir wenigstens ein Fenster aufmachen können.

Trockenphase ausgenutzt und an Land gerannt. Die erste Anlaufstelle war das Büro der Silver Line, bei den wir klammheimlich festgemacht hatten. Mit dem freundlichsten Lächeln informierten wir die junge Frau, dass wir bereits gestern angekommen sind. Gar kein Problem und Gebühren sind auch nicht zu entrichten. Na Gott sei Dank, ich hatte schon Probleme befürchtet, ich Warmduscher. Der nächste Gang war auf die Toilette, auch nicht ganz unwichtig. Zum Glück waren wir noch satt vom Frühstück und würden wohl nicht so viel einkaufen. Guter Gedanke, so grundsätzlich. Gilt leider nicht wirklich für uns drei und die € 98,21 für Lebensmittel sind wohl auch "satt" normal. Gut, wer kann schon an Schokolade, Keksen und Baked Beans vorbei? Wir definitiv nicht. Und Käse. Natürlich nehmen wir gleich ein Pfund, der soll ja länger als bis zum Frühstück halten.

An der Kasse erkannte die Verkäuferin natürlich die Touristen in uns und fragte, ob wir mit dem Boot da wären und ob wir die Einkäufe geliefert bekämen. So ein Service. Witziger Weise haben wir keinen Gedanken daran verschwendet, dass wir Waren für 100 Euro zuzüglich einem guten Adidas-Rucksack in die Hände von Fremden geben. Ob wir das zu Hause auch täten?

Lieferung sollte gegen eins erfolgen, es war kurz vor halb, also sind wir zurück in Richtung Boot. Dabei mussten wir an einem Andenkenladen vorbei (Tassen! Postkarten!) und kamen natürlich nicht vorbei. 10 Postkarten und zehn Briefmarken reichen sowie € 9,70 ärmer (alles p. P.) stürmten wir glücklich zum Boot und harrten der Dinge, die da geliefert werden sollten.

Lieferung ist gut angekommen. Nach einer Kanne Tee und perversen Schoko-Keks-Leckerlies sind wir noch mal an Land, da ich dringend ein Buch brauchte. Irgendwo auf der Main Street gab es auch einen obligatorischen Zeitungs-Süßigkeiten-Schreibwarenladen (stationers), der auch ein paar (wenige) Bücher führte. Ein Gerichtsdrama, also akzeptabel. Der Weg zurück führte uns zu "Heidi's Cafe" - in der Hoffnung, dass der Name Programm sein würde fanden wir tatsächlich ein gemütliches kleines Mini-Restaurant/Café vor, in der wir mit heißer Schokolade (aus frischer Milch!), Scones und Chicken Curry beglückt wurden. Einen Regenschauer auf diese Weise überstanden erwischte uns der nächste, als wir (zum zweiten Mal) aus dem Andenkenladen heraus kamen. Eine Tasse muss sein!

Jetzt ist es sechs, wir sind an Bord und der Motor läuft seine täglichen zwei Pflichtstunden - im Leerlauf!

Anfang Einen Tag zurück

Dienstag, 20. Mai 2003

Der L.I. hat Geburtstag.

Wir haben dies zum Anlass genommen, bei Heidi zu frühstücken. (Nebenbei: heute war das Wasser wieder warm genug zum Duschen). Zum Frühstück 3 x Special bestellt, Full Irish Breakfast mit zusätzlich Mushrooms, Baked Beans und Potato Wedges. Eigentlich wäre das ein Vorher-Nachher-Foto wert gewesen. Der Tisch hat kaum gereicht. Das Irish Breakfast besteht bei Heidi aus zwei Scheiben Bacon, zwei Sausages, einem Spiegelei, einer halben Grilltomate und je einer Scheibe Black & White Pudding (Grützwurst). Dazu kamen Brot und drei ovale Auflaufformen mit Beans, Champignons und würzigen Kartoffel-Ecken, letztere mit Berg! Das einzige, was wir zurück gehen ließen, ist das ungetoastete Brot, den Rest haben wir geschafft!!

Jetzt ist es gleich zwölf, Petra und Norbert gehen noch etwas spazieren. Dann sollten wir noch Wasser fassen und uns auf den Weg nach Shannonbridge machen. Ganz wohl ist mir bei der Sache nicht, denn wir haben sehr heftigen Wind aus Süden, d.h. wir werden ihn beim Fahren im Rücken haben. Nicht sehr schön.

Shannonbridge.

Die Fahrt war wettertechnisch wirklich nicht sehr schön. Der Wind war so weit aufgefrischt, dass ich mir Hilfe zum Ausparken besorgt habe. Wir hatten auch immer wieder Regen unterwegs. Aber es gab trotzdem viel zu sehen. Auf einer Wiese Gras rupfende Schwäne. Kühe, die knietief in den Shannon waten und uns manchmal interessiert anstarren. War witzig. Nach ungefähr fünf Flussbiegungen mehr als auf der Karte eingezeichnet waren, sind wir dann doch in Shannonbridge gelandet, wobei ich beim seitlichen Einparken erst mal fremde Boote und dann die Kaimauer gerammt habe. Allerdings ohne Blessuren. Wir sind dann hier für anderthalb Stunden die Gegend erkunden gegangen. Eigentlich wollten wir zu einer Eisenbahn im Hochmoor, die entpuppte sich allerdings als mehrere Meilen entfernt. Kaum waren wir wieder an Bord, klarte der Himmel auf - wir hatten eine schöne Husche abbekommen, als wir losgelaufen waren.

Inzwischen, es dämmert schon, ist der Wind auf ein erträgliches Maß abgeflaut und einige Mehlschwalben trauen sich schon in Höhe der über unseren Köpfen gespannten Starkstromleitungen Insekten zu fangen. Sollte das XXX (keine Namen!) etwa besser werden? Meine Crew hat übrigens Landgang und ich sitze alleine im Schein einer flackernden Kerze... einsam ist das Leben auf See...

Anfang Einen Tag zurück

Mittwoch, 21. Mai 2003

Regen, Regen, Regen, Regen, Regen, Regen. Regen. Regen.

Bei Regen in Shannonbridge losgefahren, bei Regen den Shannon flussaufwärts, bei Regen die Schleuse von Athlone durchquert und bei Regen gleich dahinter im Hafen eingeparkt. Bei Regen später Mittag gekocht. Kartoffeln mit Sausages, Baked Beans und gedünsteten Zwiebeln. Die Zwiebeln wenigstens waren eine Abwechslung. Aber die Würstchen mussten nun mal weg.

Ohne (!) Regen Schwanenfamilie mit kleingehackter Gurke gefüttert, Eltern mit acht Küken.

Anfang Einen Tag zurück

Donnerstag, 22. Mai 2003

Im Trockenen an Land, um auf die Toilette zu gehen. Klo noch zu. Danke. Eine viertel Stunde später macht die Toilette auf - es regnet wieder. Toll.

Dann - ein Wunder, die Wolkendecke bricht auf. Dafür ist der Wind wieder da, aber der reißt die Wolken auseinander. Das ist die Gelegenheit, besseres Wetter für den See bekommen wir so schnell nicht wieder. Also Ausparken. Leichter gesagt als getan. Mal schnell noch ein Boot gerammt, Norbert auf dem Steg vergessen und letztendlich rückwärts raus gefahren. Norbert wieder eingefangen und uns hinter ein anderes Boot gehängt. Bei dem war eine Frau am Steuer, die an jeder engeren Stelle wartete, bis entgegenkommende Schiffe diese passiert hatten. Und ich bin ihr jedes Mal fast ins Beiboot gefahren. Auf dem See sind sie zum Glück Steuerbord abgedreht, während wir die Hauptstrecke Backbord genommen haben.

Dank regenfreier Zeit konnten wir (Petra und ich) zum Steuern auf der Flying Bridge bleiben. Gut, wir haben jetzt eine Hals- und eine Ohrenentzündung, aber wenigstens mussten wir nicht den fliegenden Flaschen unter Deck ausweichen. Für einen ruhigen Tag war der Seegang teilweise doch heftig. Das Problem war, dass wir nordwärts fuhren und der Wind aus SSW kam. Damit führte jede gefahrene Kurve dazu, dass wir die Dünung parallel zum Boot hatten. Ich versuchte Petra an einer Stelle des Sees zu beruhigen, indem ich ihr erklärte, dass es noch nicht so dramatisch sei, so lange ich, ans Steuerrad geklammert, nur in einem fort "Shit, shit, shit, shit" sagen würde. Sorgen müsse sie sich erst bei einem anhaltenden "Fuck, fuck, fuck" machen.

Aber so schlimm wurde es dann doch nicht, Poseidon sei Dank! Jetzt liegen wir zufrieden in Lanesborough, wärmen uns bei Tee und belohnen uns mit Caramel Shortcake. Ich fand den See ja teilweise ganz witzig, aber Petra sucht für den Rückweg nächste Woche einen Bus, der nach Athlone fährt.

Postkarten und Andenken gekauft. Viel mehr hat Lanesborough nicht zu bieten. Die Crew hat Spaghetti mit Tomatensauce gekocht, mein Beitrag war Cheddar reiben und essen. Nach einer Stunde Verdauen noch mal aufgerafft und in einen Pub gegangen. Auf dem Weg dorthin sind wir vor Schreck fast in den Shannon gefallen, in dem Taucher sich von der Strömung durch die Brücke treiben ließen. Schnorchler! Unglaublich!

Zwei Cider reichen alle mal, den Kapitän aus den Schuhen zu hauen. Im Pub lief Fußball, ein Freundschaftsspiel zwischen Südafrika und England. England hat gewonnen (yeah). Nach dem zweiten Getränk ging es dann ich Richtung Blacky, den zu besteigen uns ein weitere Anleger etwas erschwert hatte, da ihr Tau unseren Zugang ein wenig blockierte. Trotz Alkoholkonsums kam aber die gesamte Crew unfallfrei an Bord.

Anfang Einen Tag zurück

Freitag, 23. Mai 2003

5:47 Uhr irischer Zeit legt das erste Nachbarboot ab. Die Heckwelle weckt mich mehr oder minder unsanft. Trotzdem bis kurz nach acht weiter geduselt. Dann an Land, um acht Uhr sollen die Toiletten öffnen. Oder auch nicht. Da es zu regnen anfängt bleibe ich unter einem Brückenbogen stehen und fünf Minuten später kommt der "Schließer". Der mich dann netter Weise über den Gebrauch der Duschen aufklärt und mir ständig erzählt, er würde mir ein "Towel" (was ich mit Handtuch übersetze) holen. Völlig irritiert versuche ich ihm das auszureden, aber er dackelt ab und kommt mit einer Rolle Toilettenpapier wieder. Das meinte er mit Towel. Da soll frau drauf kommen...

Inzwischen sind alle abgefüttert und gewaschen. Langsam können wir los in Richtung Rooskey.

Das Wetter war ganz akzeptabel und wir hatten entschieden, beim Tarmonbarry Lock den "Umweg" über den Camlin River auszuprobieren. Allerdings drehten wir vor der Einmündung eine Ehrenrunde, da wir uns nicht im ersten Anlauf dazu entschließen konnten, die doch sehr schmal aussehende Einfahrt zu durchqueren. Dann sind wir aber doch rein. Es war viertel vor eins. Ohne anzuecken sind wir die 400 Meter bis zur Schleuse vorgedrungen, haben Blacky problemlos an dem "Underwater Jetty" festgemacht und dann festgestellt, dass wir den Schleuser von irgendwo her holen müssten, von der großen Schleuse vom Shannon, um genau zu sein. Tja, Pech gehabt.

Leider ist der River Camlin nur etwa 10 Meter 50 breit. Unser Boot ist 9 Meter 75 lang. Was tun, sprach Zeus. Norbert ist dann ans andere Ufer, wo ein Trampelpfad davon zeugt, dass wir nicht die ersten waren, die darauf herein fielen, und ließ sich von mir das Bugtau zuwerfen. Beim dritten oder vierten Versuch hatte ich es endlich weit genug geworfen, so dass er es mit dem Enterhaken herausfischen konnte. Norbert zog dann Blackys Nase herum, währende Petra am Heck von der Backbord- zur Steuerbordleine wechselte. Und wir haben es tatsächlich geschafft. Zum Glück regnete es gerade mal nicht, es war auch von unten nass genug.

Wir fuhren also zurück zur Hauptschleuse auf dem Shannon. Die war halb offen, kein Mensch zu sehen, und der Wind war so bescheiden, dass das Anlegen (für mich) schlichtweg unmöglich war. Also sind wir im Kreis gefahren.

Dann kam ein Polizeiboot mit irrwitzigem Tempo den Fluss hoch, preschte an die Schleuse, drehte um - und legte an. Die Jungs stiegen aus und waren verschwunden. Dann nahte ein zweites, privates Boot, drehte vor der Schleuse und legte an. Prima, Ich fuhr wieder im Kreis.

Endlich, endlich öffnete sich die Schleuse. Schlag 14 Uhr. Wir hatten die Mittagspause von 13 bis 14 Uhr vergessen. Aufatmend ging es hinein und schließlich weiter - Shannon - Lough Forbes - Shannon - bis zum Rooskey Lock. Das Anlegen an das Pier auf Wasserlinie ging wie von selbst. Sollte ich den Bogen langsam raus haben?

Wir sprangen an Land. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass uns das Polizeiboot, das uns auf dem Fluss irgendwann rechts (!) überholt hatte, gerade aus der Schleuse fuhr, als wir ankamen. Also standen wir da, fragten uns, ob um 16 Uhr Tea-Break ist und wohin der Schleuser verschwunden war. Irgendwann kam ein Auto und ein grauhaariger Mann stieg aus, schlenderte zu den Schleusentor-Armen und lehnte sich lässig dagegen. Das sah nach einer Aufforderung aus, also gingen wir zu ihm.

Wann wir denn, sollten wir über Rooskey hinaus wollen, wieder zurück zu kommen gedächten. Ja... Sonntag? Nee, die Brücke hat ein Problem mit der Stromversorgung und wird Sonntag repariert, vielleicht auch noch Montag. Wenn wir durch und wieder zurück wollten, müssten wir Samstagnachmittag wieder an der Brücke sein. Ah ja. Na gut.

Er schleuste uns bzw. ließ uns von einer jungen Frau schleusen, sprang in sein Auto und fuhr zur Brücke. So funktioniert das. Er gab uns auch seine Telefon-Nr., da wir ihn anrufen müssen, wenn wir durch die Brücke zurück wollen. Ähem, stotter...

Jetzt sind wir, auf sein Anraten hin, in Dromod. Ein Hafen der auf den ersten Blick wie ein Alptraum aussah und in den ich problemlos hinein kam und anlegen konnte. Unser einziges Problem im Augenblick: Diesel. In Carrick sollen wir nicht am Samstag auftauchen, da sie dort auch Boote wechseln wie in unserem Heimathafen, und die andere uns bekannte Tankstelle ist in Rooskey, natürlich auf der anderen Seite der Brücke. Die Gretchefrage: wann und wo tanken?

Petra und Norbert haben gerade Freunde unter den Ortsansässigen gefunden, die ihnen versicherten, dass man in Rooskey jeden Tag tanken kann. Jetzt gehen wir noch in einen Pub und fragen dort auch noch mal nach.

Anfang Einen Tag zurück

Samstag, 24. Mai 2003

Zwei Pint Cider reichen für mich eindeutig *grins*.

Wenigstens waren heute um viertel nach acht die Toiletten schon offen. Zum Frühstück gab es Eierkuchen mit Lemon Curd - zu lecker. Drei Eier haben wir noch, ich kann also noch mal Eierkuchen machen.

Petra schreibt Karten, Norbert ist mal wohin und wir werden bald ablegen. Leider ist der Wind aufgefrischt, ich hoffe, ich komme hier ohne Blessuren wieder raus. Motor haben wir heute noch nicht angeworfen, geduscht wird unterwegs.

War das schön! Lough Bofin - Lough Boderg und dann rechts abgebogen über Carnadoe, dann Carnadoe Lough und dann über den Grange Lough bis nach Grange. Die Strecke schlängelt sich durch Schilfgürtel und kleine Inseln - Wahnsinn. Und das Ganze im Trockenen! Zum draußen fahren war es mir etwas zu windig, aber es war auch so ein absoluter Hammer. Hoffentlich kommt das ein bisschen auf den Fotos rüber (Anm.: nein). Dann wieder zurück und in Richtung Rooskey.

Norbert hatte inzwischen entdeckt, dass man auf der vorgelagerten Mittel-Betoninsel vor der Brücke auch telefonieren könnte (um den Schleuser Tony anzurufen, der uns die Brücke öffnen müsste, normaler Weise aber an der Schleuse sitzt). Wir hatten allerdings Glück, kaum kamen wir an und hatten Blacky (problemlos) vertäut, da winkte Tony uns schon bzw. kamen auch andere Boote, so dass er die Brücke sowieso offen hatte bzw. sie öffnete.

An den Tanksäulen lagen drei Boote, von denen das Mittlere auch durch die Brücke fuhr. In diese Parklücke sind wir gehopst, da das hintere Boot gerade betankt wurde und der Tankwart da auch rumsprang. Das hatten wir allerdings erst gesehen, nachdem wir auf der gegenüberliegenden Seite (problemlos) angelegt hatten. Der Tankwart half uns, so dass wir auch auf der Richtigen Seite ohne Probleme einparkten, schob den hinter uns liegenden Kahn voller alter Männer einen Poller nach hinten und uns dann auch.

Seine Schätzung unseres halben Tanks, den wir füllen mussten, belief sich auf 65 bis 70 Euro und 65,12 (ungefähr 95 Liter) haben wir auch getankt. 65 wollte er haben, zwei haben wir Schmalz gegeben. Er war glücklich, wir waren glücklich.

Wir fragten ihn dann, ob wir auf der gegenüberliegenden Seite, wo wir zuerst lagen, auch festmachen dürften und er antwortete klar, überall hier.

Jetzt liegen wir vor einer von zwei Zapfsäulen, die es auch auf dieser Seite gibt, und fragen uns, ob wir das dürfen, da die "Morning Glory", die mit uns in Dromod über Nacht gelegen hat und die wir Carnadoe Quay liegen sahen, gerade hinter uns festgemacht hat. Die Leute wollten Tanken und waren überrascht, dass wir a) auf der anderen Seite getankt haben und b) vor der Zapfsäule übernachten wolle. Hm. Grübel. Und nun? Ich denke, wie bleiben liegen, da sowohl der Tankwart als auch Tony neben uns am Kai standen, nachdem wir schon angelegt hatten.

Norbert hat einen Ring zum Befestigen entdeckt, jetzt haben wir Blacky drei Meter weiter nach vorne gezogen. Und der Dieselgeruch, der uns etwas nervös gemacht hat, kommt von Petras Hose und Jacke, die beim Tanken mit Diesel vollgespritzt wurden.

Jetzt ist es viertel sechs (Anm. für Nicht-Berliner: 17 Uhr 15), um sechs wollen wir los, gucken, ob wir etwas Essbares auftreiben. Muss doch möglich sein.

Anfang Einen Tag zurück

Sonntag, 25. Mai 2003

Unsere Freunde aus Dromod haben nicht gelogen. Es ist fast windstill, kaum Wolken am Himmel und die Sonne scheint mir warm auf den Rücken. Petras Diesel-Hose an Deck ist über Nacht trocken geworden!

Der Pub gestern war ein Knaller. Das Essen war in Ordnung, wir haben sie nur mit unseren Sonderwünschen (Irish Coffee, stand auf der Karte) verwirrt. Ein junges Mädchen musste erst einmal in den Lebensmittelladen auf der anderen Seite der Brücke, um Cream zu kaufen. Grins. Aber der Hammer war, dass teilweise mehr Kinder unter sechs Jahren als Erwachsene anwesend waren. Das war ein Gerenne und Gequietsche. Die Bande wurde mit 7up und Chips ruhig gestellt. Der Pub ist definitiv das Wohnzimmer der Iren...

Heute Morgen dann der Sonnenschein. Wow. Man konnte wirklich an Deck in der Sonne liegen, was ich dann auch ausgiebig getan habe. So habe ich wenigstens ein bisschen Farbe bekommen. Petra und Norbert sind dann spazieren gegangen, derweil habe ich mich wenigstens gewaschen. In meiner Kabine stehend, halbnackt, die Arme erhoben, stellte ich fest, dass ich schon alle Gardinen aufgezogen hatte. Morgen Jungs! Egal, achtern hingen eh meine BHs zum Trocknen.

Kurz vor eins sind wir dann losgeschossen in der Hoffnung, Tony noch an der Schleuse zu erwischen. War natürlich nicht. Aber am Wehr war es trotzdem nett, bis dann ein Schiff mit acht deutschen Männern kam. Anlegen ging ja noch, dann haben sie die Angeln ausgeworfen. Kurz nach zwei kam Tony und winkte uns schon aus dem Auto aus zu. Die Männer legten ab und fuhren erst mal volle Kanne gegen die Betonmauer. Vorsichtig Abstand haltend sind wir hinter ihnen her in die Schleuse. Tony hat Petra bei der Seilübergabe mit Handschlag begrüßt. Diesmal hat uns ein junger Mann geschleust, der uns dann auch freundlich zuwinkte, als wir ausfuhren.

Bei herrlichstem Wetter ging es weiter in Richtung Tarmonbarry Lock und Bridge. Die acht Kerle haben wir erst einmal überholt, weil sie mittendrin anhielten, damit sie dann wie die Irren wieder an uns vorbei ziehen konnten. Go-ott! Die Brücke hat gerade auf gemacht, als wir uns näherten. Die Kerle hatten inzwischen angelegt, während wir nur einen Kreis gedreht haben, bis die Ampel auf grün umsprang. Und zwischsch - waren wir vorbei. Höhö.

Auf Norberts Vorschlag hin legten wir uns an den Kai direkt vor der Schleuse und warteten, zumal die Schleuse gerade voll mit Sport-Kajütbooten war und zumachte. Kaum waren die raus schlüpften wir rein - nachdem uns zwei Schwäne nachdrücklich angebalzt hatten (oh...so eine große Schwänin...).

Hatte ich erwähnt, wie reibungslos wir beide Male festgemacht haben? Muss ich das noch erwähnen? Wir sind so genial.

Nach der Schleuse habe ich Norbert das Steuer überlassen und bin erst kurz vor Lanesborough wieder raus gekommen. Und hier erlebten wir eine böse Überraschung: in Athlone war am Vortag Bootsübergabe und alle sind über den See. Ganz Lanesborough ist voll. Ganz? Nein, eine kleine Stelle am Geländer ist noch frei. Das Kai direkt vor der Brücke (stromaufwärts gesehen) ist zwar noch total frei, aber irgendwie scheint jeder zu denken: das muss einen Grund haben, warum da keiner liegt...egal, wir liegen jetzt am Geländer und stürmen Samantha's, ein Restaurant, dass uns auf dem Hinweg schon aufgefallen war.

Leider hing dort an der Tür ein Closed-Schild an der Tür. Wir standen dort etwas bedrippt, bis eine junge Frau raus kam und uns erklärte, dass gerade ein ganzer Bus da sei und in zehn Minuten ein weiterer Bus käme und sie damit bis Feierabend beschäftigt seien und dass es doch noch ein Restaurant neben dem Life-Belt-Pub gäbe. Gut, wir hin.

Jetzt sitzen wir hier, es ist nett, das Essen ist preiswerter als in Rooskey und mein Baileys-Coffee ist super lecker. Mal sehen wie hier das Essen ist. Leider sitzen wir neben sechs nervigen deutschen Kerlen. Eigentlich nervt nur einer, aber der für sechs.

Das Essen war übrigens deliceous. Petra hatte Roast of the day (beef), vier Scheiben, Norbert ein 10oz Steak, das einfach riesig war (wie das dazugehörige Messer) ich futterte mich durch einen Mixed Grill: Steak, zwei Rashers (bacon), zwei Sausages, Egg, Black & White Pudding und Mashed Potatos. Super lecker, wie der Coffee. Jetzt überlegen wir, ob wir die Dessert-Card ordern...

Zwei Apple-Pie und einen Sherry-Trifle...und dann in den Pub nach nebenan.

Ist lang geworden im Pub, die Chaoten-Truppe kam noch dazu, ihre eigenartigen Manöver resultierten aus einem Schaden an ihrem Schiff. Deswegen haben sie vor der Tarmonbarry-Schleuse angelegt und erst mal einen Mechaniker gerufen. Auch nett. Besser die als wir.....(sorry).

Anfang Einen Tag zurück

Montag, 26. Mai 2003

Bin um fünf Uhr aufgewacht und habe bis sechs Uhr in meiner Koje gesessen, weil mir schlecht war. Dazu kamen Zahnschmerzen. Auch toll. Als Krönung bin ich dann erst um halb neun wieder aufgewacht. Wenigstens war die Toilette schon offen. Wir haben um viertel nach neun abgelegt, da der Wind so leicht war, dass wir den See sofort in Angriff nehmen wollten, ehe er wieder auffrischte. Das Resultat war öde, öde, öde...

Der See ist so glatt wie der Shannon, wir sind gerade durchgefahren und nach zwei Stunden schon kurz vor Athlone. Dafür hat Petra ihre Drogen eingeworfen, das hätte man vorher wissen müssen. Norbert steuert seit einer Stunde, ich kämpfe immer noch mit den Zahnschmerzen. Jedenfalls sind wir heute früh genug in Athlone, um uns die Stadt mal anzugucken, außerdem ist es (noch?) trocken.

Ich bin um dreiviertel eins alleine los, Petra und Norbert haben sich hingelegt. Ich war kurz in Versuchung, das Castle zu besichtigen, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. Ich war kurz an der Schleuse, bin dann wieder rein in die Altstadt und habe einen tollen Laden entdeckt, The Bastion Gallery, aber vorerst nichts gekauft. Beim Weitergehen habe ich mich dann umentschieden und bin auf dem Rückweg wieder rein. Die Schaftasse, wegen der ich noch mal in den Laden gekommen war, habe ich dann doch nicht gekauft, aber ein Bild für meine Mutter und ein paar Kleinigkeiten für mich. Eventuell muss ich aber noch mal hin. Ich bin dann langsam zurück, irgendwann fing es dann auch an zu regnen. Auf der Brücke musste ich einfach anhalten, die Schleuse ging gerade auf und von den sechs Booten darin stürmten drei auf die Marina zu. Aber wie! Und ich dachte, wir hätten uns dämlich angestellt...

Nach zwei Stunden war ich dann wieder an Bord und es regnet sich jetzt langsam ein. Sch... Wetter!

Wir sind doch noch mal los, das in Leder gebundene Notizbuch hatte es mir zu sehr angetan. Ich kannte sogar schon eine Abkürzung zum Laden. Nach langem Überlegen habe ich die Kladde dann gekauft. € 27,50, aber was soll's.

Es regnete die ganze Zeit, so dass wir die Tour doch stark abgekürzt haben. Fotos hatte ich im Trockenen genug gemacht. Dann noch in den Castle-Souvenir-Shop, Petra hat noch einiges gefunden. Und schon standen wir wieder vor dem Pub "The Palace", in dem wir essen wollten. Er ist 2001, 2002 und 2003 als der Pub mit dem besten Essen ausgezeichnet worden. Na dann: hinein!

Hier haben wir auch die frittierten Champignons probiert. Lecker. Meine Hähnchenbrust mit Flügel und noch am Knochen hat mich etwas irritiert, war aber lecker. Und Petras Steak - Gott, sah das gut aus! Während ich auf der Toilette war hatte Petra am Nachbartisch Samariter gespielt. Sie hatte auf deutsch die Frage "Black & White Pudding mit Salat?" gehört und half bei der Aufklärung der kulinarischen Verwirrung. Auf unser Anraten hin bestellten die Leute dann fast alle Cod (Kabeljau. Anm: Es muss ihnen geschmeckt haben, ich habe die Frauen am nächsten Tag in der Dusche getroffen und sie haben freundlich gegrüßt).

Aber das Essen in dem Pub war wirklich gut, abgesehen vom Nachtisch. Erdbeerkuchen. Leider hatte der schon bessere Tage gesehen. Aber egal. Wir sind dann raus gestürmt, weil wir noch das Pier bezahlen mussten und eigentlich den Pub bei der Marina ausprobieren wollten. Stattdessen sind wir in den neuen Teil von Athlone und haben den Tesco-Supermarkt gesucht. Wir wussten, dass es einen geben musste, denn wir hatten Leute mit Tesco-Tüten gesehen. Nach einer kleinen Weile des Herumirrens fragte Petra zwei Frauen, die uns a) den Weg wiesen und b) versicherten, der große Laden könnte auch noch offen haben. Dann fanden wir auch das Einkaufszentrum (um 21 Uhr 30) und siehe da, Tesco hatte bis 22 Uhr offen. Also noch ein paar Kleinigkeiten geshoppt und Tee für zu Hause gekauft. Die Notfall-Paracetamol habe ich zum Glück nicht gebraucht, meine Zahnschmerzen sind weg.

Wir haben uns, immer noch im Regen, auf den Heimweg gemacht und brav beim "Nachtwächter" die Liegegebühr bezahlt. Der versicherte uns erneut, zum Duschen morgens bräuchten wir nur zukommen. Er würde uns die Karten, die wir dafür benötigten, verkaufen. Na, das hatten wir doch schon mal auf dem Hinweg gehört, ohne das es funktioniert hätte...

Anfang Einen Tag zurück

Dienstag, 27. Mai 2003

Das Duschen hat heute doch geklappt und jetzt sitzen wir alle frisch gewaschen an Bord und fragen uns, was wir noch so anstellen wollen. Hier in Athlone gäbe es noch ein Schloss zu besichtigen. Jetzt fassen wir erst mal wieder Wasser. Wird, glaube ich, länger dauern.

Boh eye, totale Aktivität. Norbert und ich haben das Vorderdeck geschrubbt und Petra hat sich danach zu mir gesellt und auch ihre Füße ins Wasser gehängt. Der Shannon hat ca. 8° - 10° C, so fühlt es sich auch an. Zwischendurch hat ein Boot mit Münchnern außen am Steg festgemacht. Jetzt gehen wir zum Lunch.

Luch war lecker, Roast of the day für Norbert, Pork Chops für Petra und mich. Danach haben wir doch noch kurz das Castle erklommen. Tourist Information haben immer Andenken. So auch dieser. Jetzt werden wir langsam starten, das Wetter ist hervorragend. Bewölkt, aber trocken und warm.

War das eine Fahrt! Unglaublich! Wir sind auch ganz langsam gezockelt, weil es so wunderschön war. Unser einziges Problem heute: der neu Hafen von Shannonbridge ist noch nicht fertig. Vor einer Woche lagen hier ca. fünf Boote für die Nacht, im Moment sind wir 19 Boote, und es können noch welche kommen...

Jetzt gibt es erst mal Essen, Ham & Chicken Pie mit Tomate. Und zum Nachtisch Choco-Trifle von Cadbury. Die Pies waren megalecker, zu dem Trifle sage ich nichts. Das Zeug gehört verboten. Schlabber. Eigentlich wollen wir in den Pub, aber wer weiß, wie viele Boote dann neben uns liegen, wenn wir wiederkommen....

Anfang Einen Tag zurück

Mittwoch, 28. Mai 2003

Es hatte kein weiteres Boot angelegt. Trotzdem wird es schwierig, wenn wir als erste los wollten. Aber es ist erst acht und in den umliegenden Booten erkenne ich noch kein Lebenszeichen. Wenn die alle im Pub waren, dauert das u.U. auch noch eine Weile. Ich habe einen Brand, das ist furchtbar. Der Mittlere von meinen Cidern entpuppte sich leider als Bier. Das hob zwar meine Stimmung, aber jetzt bin ich verkatert. Erst mal eine Flasche Selters suchen. Und das für heute angekündigte gute Wetter sieht prima aus - wenn man Regen mag...

Nach Eierkuchen und Joghurt zum Frühstück und nach einer Dusche sieht der Tag auch mit Regen gleich ganz anders aus. Die meisten der anderen Boote haben bereits abgelegt, sie sind wahrscheinlich zum Angeln raus. Nur der vor uns ist ein Dauerparker und die komischen Deutschen hinter uns sind offenbar noch nicht einmal wach. Gut, und wie kommen wir aus dieser Parklücke jetzt wieder raus? Schade, dass Blacky kein Mercedes ist...

Wer hat behauptet, wir könnten beim Ausparken Probleme bekommen? Wir sind SO gut, yeah!

Zwei Stunden dauerte die geruhsame Fahrt stromabwärts nach Banagher. Nur noch mal zur Erinnerung: das ist der Hafen, in dem ich mir letzten Dienstag Hilfe beim Ausparken geholt hatte. In eben diesen Hafen sind wir in eine stromabwärts gerichtete Parkbox rückwärts eingefahren, Rückwärts! Das heißt Nase nach außen und Ar... am Hauptsteg. Wir sind genial, das kann man gar nicht anders sagen. Ich seh' uns schon nach Berlin kommen und einen Bootsführerschein machen. Hatte ich erwähnt, dass wir rückwärts eingeparkt haben?

Während Petra und Norbert zum Büro dackelten, um unsere Anwesenheit kund zu tun, setzte ich das Wasser für den Reis auf. Heute stand Medium-Curry auf dem Mittags-Menü.

War richtig lecker, ging auch gut mit dem Kochen. Noch mal zum Einparken: wir haben nicht nur zum ersten Mal rückwärts eingeparkt, wir haben auch zum ersten Mal einen direkten Stegnachbarn, der bereits in dem Doppel-Parkplatz lag, als wir anlegten. Doppelte Premiere, doppelt gelungen. Jetzt sitzen wir alle und verdauen, nachher gehen wir noch mal "in die Stadt" (kicher).

Die Toiletten waren hier nicht so der Hit, überlebt frau aber. Statt einer geschlossenen Wolkendecke sind jetzt schon einzelne Wolken zu erkennen, auch wenn vom Himmel noch nichts zu sehen ist. Aber es ist derzeit trocken

Shopping war äußerst erfolgreich. Irisches Steingut und andere wundervolle Dinge. Und wir haben Klee entdeckt - so groß wie Kinderhände. Unsere Beute wurde noch an Bord verstaut, dann ging es "Zeit schinden" bei Heidi. Norbert und ich nahmen ein Club-Sandwich zum Abendbrot (Hähnchen, Bacon, Tomate, Salat) und Petra ein Tuna Salad-Sandwich. Dazu Kartoffel-Wedges. Und wieder alles ratzekahl aufgefuttert! Wir bekommen hier einen schlechten Ruf. Wieso bekommen? Dann ging es in den Pub, der Irish Music Tonight auf einem Schild zu stehen hatte. Völlig dunkel, kein Mensch drin, Cider aus der Flasche. Ah ja. Aber im Fernsehen lief Champions League, Italien gegen Italien. Italien hat gewonnen nach Elfmeterschießen.

Um halb elf fing dann die Musik an. Klavier, Akkordeon, Schlagzeug, dazu sangen der Chef und die Pianistin. Es waren zwar fast ausschließlich Deutsche im Pub, aber die Stimmung war trotzdem nett. Der Cider aus der Flasche schmeckt besser als der vom Fass. Und wirkt schneller. Den Fangschuss haben wir uns mit einem Irish Mist verpasst. War ein wirklich lustiger Weg zurück zum Hafen.

Anfang Einen Tag zurück

Donnerstag, 29. Mai 2003

Heute Morgen die Überraschung: Sonne!

Nachts gab es auch noch eine Überraschung: Direkt neben uns an der Außenseite des Steges hatte die Shannon Princess festgemacht, ein Dampfer, ca. 20 Meter lang. Die sind aber schon wieder weg. Die Besatzung sah aus wie eine Schulklasse.

Um unsere Lebensmittel aufzubrauchen (der Ham muss schneller weg als der Bacon) habe ich Croque Monsieur gemacht. Ist, mit Cheddar, ein heftiges, da gehaltvolles Frühstück.

Petra und ich waren noch mal an Land, der L.I. hat den Motor überprüft, jetzt können wir eigentlich ablegen. Dürfte uns auch nicht schwer fallen, schließlich haben wir gestern rückwärts angelegt. Ich weiß nicht, ob ich das schon erwähnt hatte.

Ablegen war natürlich völlig unproblematisch. Wir sind dann mit beinahe Mindestgeschwindigkeit zum Meelick Lock, als Sandwichbelag zwischen zwei anderen deutschen Booten. Kurz vor der Schleuse gibt es eine Anlegestelle, noch vor dem Wehr. Da legten alle an. Wir sind gleich in den Kanal gefahren, der von einer Insel und einer Halbinsel gebildet wird, da man vom Wehr aus gar nicht sehen kann, ob die Schleuse öffnet oder nicht. Und da es noch zu früh für die Mittagspause war, wollten wir gleich in Lauerstellung gehen. Fachmännisch legten wir am Wartekai an und konnten sehen, wie ein Boot von der anderen Seite in die Schleuse hinein fuhr. Erst dachten wir, der Schleuser wartet, ob noch ein zweites Boot käme, aber ratzefatz war das Tor zu und ab ging die Post, also das Wasser in der Schleuse hoch. Viel schneller als erwartet konnten wir in die Schleuse und der Schleuser war super nett und fragte, ob wir morgen in unserem Heimathafen zurückkehren müssten und ob wir den Urlaub genossen hätten. Er verabschiedete uns mit einem freundlichen "Bis zum nächsten Jahr" und wir waren durch.

Da es von Meelick bis Portumna nicht soo weit ist und wir das schier unverschämt gute Wetter ausnutzen wollten, sind wir tatsächlich mit 1000 Umdrehungen gefahren. Ich glaube, die Strömung hat gut die Hälfte unseres Tempos ausgemacht. Egal, dieses Wetter war einfach zu schön, um es ungenutzt verstreichen zu lassen. Petra und ich saßen überglücklich auf der Flying Bridge und genossen die Fahrt. Irgendwann kam Norbert dazu und legte sich mit der Luftmatratze auf das Deck hinter uns. Ich überredete Petra, meinen Lieblingsplatz am Bug auszuprobieren und dann saßen die beiden eine Weile da vorne.

Eigentlich hatten wir Portumna um 12 Uhr 20 erwischen wollen, zur letzten Brückenöffnung vor der Mittagspause. Irgendwie war es aber schon 12 Uhr 15, als wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke von Meelick aus zurückgelegt hatten. Also dümpelten wir weiter im Schritttempo und entschieden uns, die Wartezeit in Portumna Harbour zu verbringen. Ein Hafen, der uns vor zwölf Tagen auf dem Hinweg mit Panik erfüllt hatte, da er auf der Karte verdammt schmal aussah.

Ganz lässig liefen wir heute dort ein, parkten ganz selbstverständlich rückwärts und halfen letztendlich noch einem deutschen Ehepaar beim Anlegen. Dann gab es Tee / Kaffee und einen leckeren Kuchen, den wir am Vortag im SuperValue entdeckt hatten. Baileys-Nuß-Irgendwas-Schlabber. Hauptsächlich gekauft zur Unterstützung Irischer Kleinbetriebe. Hat sich aber auch geschmacklich gelohnt.

Punkt 15 Uhr schwärmte dann ein Pulk von sieben Booten aus dem Portumna Harbour aus und belagerte die noch geschlossene Brücke, ein achtes kam noch schnell flussabwärts angerauscht. Die Brücke machte auf, wir hatten, weil flussabwärts fahrend, die Vorfahrt und nach und nach fuhren alle durch, einige allerdings ohne zu bezahlen. Das verwirrte mich, ich fuhr dann aber doch näher an den Brückner heran. Der hatte gar keinen "Sammelbeutel-am-Stiel" wie beim letzten Mal, was meine Verwirrung dahingehend steigerte, dass ich beim Durchfahren gründlich die Mauer streifte, nachdem Petra und der Brückner bei der Geldübergabe schon fast einen Abgang gemacht hatten. Er sah das ganze allerdings gelassen, während die stromaufwärts wartenden Boote wenigstens noch etwas zu lachen hatten.

Bald darauf ging es raus auf den Lough Derg, der sich wellentechnisch benahm wie ein Kiesteich. Glattes Wasser, kaum Wind, dazu Sonnenschein. Im Portumna Harbour hatte ich ja schon mit der Luftmatratze an Deck gelegen und regelrecht vor mich hin gebrutzelt, auf dem See allerdings, so ohne Boote und Zuschauer in unmittelbarer Umgebung, da wollte ich SONNE - also weg mit dem T-Shirt!

Bevor wir noch recht wussten, wie uns geschah, waren wir schon in Höhe Williamstown, so gegen 17 Uhr. Wir sind weiter südwärts nach Mountshannon. Ich hatte mein Shirt schon lange wieder an, zwischendurch sogar eine Weste über. Dann wurde es plötzlich ungemütlich. Wirt hatten schon den ganzen Weg auf dem See die verschiedensten Insekten am Hals und am Hut, aber dann waren sie plötzlich in Scharen da. Widerlich!

Der Hafen von Mountshannon ist in Ordnung, die Toiletten haben wir auch gefunden. Der Blick über den See auf die umliegenden Hügel ist schon klasse. Und das Wetter spielt heute wirklich mit. Nur das Viehzeug ist eklig. Petra und ich haben uns schon mit Autan benebelt.

Zum Abendbrot gab es heute Kartoffelbrei mit gebratenen Zwiebeln und Cheddar zu Baked Beans und Sausages. Lecker.

Jetzt sitzen wir auf dem Boot und genießen den Abend.

Anfang Einen Tag zurück

Freitag, 30. Mai 2003

Unser letzter Tag begrüßt uns mit Sonnenschein. Heute Nacht muss es mal geregnet haben, aber jetzt ist es diesig und warm. Irlands Weltuntergangswetter.

Der Wasserkessel steht auf dem Herd, sobald der runter ist wird Bacon, pardon, werden Rashers gebraten. Und der Kessel pfeift.

Resteessen: Bacon mit in der Pfanne geröstetem Brot, Marmeladensandwich, Erdnussbutterundmarmeladensandwich, Joghurt. Vor den Chipstüten und dem Rest Kuchen haben bisher halt gemacht, aber die müssen auch noch weg. Die gibt es dann zum Bananencurry... Die Sonne brennt durch die Kajütentür auf den Tisch - hechel, schwitz. Dieses Wetter ist nicht zu fassen, jedenfalls nicht nach unseren bisherigen Erfahrungen.

Unser Abstecher nach Tuamgraney war ganz toll. Der Scarriff River ist ein wunderschöner Seitenarm, den wir mit 1000 Umdrehungen lang gezockelt sind. Allerdings nur bis Tuamgraney, weil die Weiterfahrt nach Scarriff wegen Bauarbeiten gesperrt war.

Wir haben in Tuamgraney angelegt und von unserer Badeplattform aus die Füße ins eiskalte Wasser gehalten. Natürlich haben wir das von Norbert mit einem Foto dokumentieren lassen, witziger Weise tat das auch ein Angler. Jedenfalls sah es so aus, als würde er uns fotografieren. Wahrscheinlich ist das Foto Sonntag in der Irish Tribune: Endlich im Bild festgehalten - heiliges Shannon-Wasser heilt wunde Pilgerfüße... oder so ähnlich. Wir haben wieder abgelegt, bevor unsere Füße völlig erstarrt waren.

Mit der Schallmauer durchbrechenden Geschwindigkeit von erneut 1000 Umdrehungen pro Minute ging es zurück zum Lough Derg, immer noch bei strahlendem Sonnenschein, nur der Wind hatte ein wenig aufgefrischt. Das rettete uns allerdings vor den penetranten Insekten und vor dem Stechen der Sonne, die schon leicht unangenehm wurde. Ja ja, Touristen, mit keinem Wetter wirklich zufrieden.

Auf dem See machte ich dann noch einen kleinen Abstecher in Richtung Mouth of Shannon, jedoch nur bis zur Crow Island, dort einen weiten Bogen und zurück. Petra hatte inzwischen geduscht und ich überließ ihr das Steuer, um mich auch etwas frisch zu machen.

Dann trottelten wir weiter in Richtung Williamstown Harbour, ein weiteres Boot der Shannon Castle Line direkt vor uns. Ein weiteres Boot hinter uns ließ auch nicht locker, entpuppte sich aber als Fremder und zog an der Einfahrtsboje vorbei. Das Boot vor uns legte an der Zapfsäule an, so dass ich noch zwei Abschiedsrunden mit Blacky drehen konnte. Dann war er jedoch eingeparkt und wir konnten rein. Ein älterer Mann kam sofort angesprungen und tankte Blacky für süße € 49 auf. Ich hoffe, er wußte, was er tat, nicht, dass der nächste Skipper mit halb leerem Tank los muss. Naja, kann uns eigentlich egal sein.

Er nahm mir auch das Ruder aus der Hand und parkte Blacky ein. Schnief. Wenn man allerdings die Menge der Boote bedenkt, die hier liegen und die "Größe" des Hafens, dann ist es verständlich, dass sie das lieber selbst tun.

Ich bin dann an Land gehechtet und auf die Toilette gerannt. Petra und Norbert gingen schon in die Rezeption. Ein Pärchen war noch vor uns, als ich dazu kam. Dann waren wir alleine mit Ivonne (und zwischendurch Angus) und konnten in Ruhe alles klären. Diesel bezahlen, ein zweites Handbuch abschwatzen, Postkarten kaufen, über das Wetter reden (Wie, das Wetter war nicht schön? - Ach ja, ihr wart ja zwei Wochen hier...). Wir hatten wieder viel Spaß. Dann erzählten wir Ihr, dass der Wasserstandsanzeiger kaputt ist (wir müssen dafür noch einen Zettel ausfüllen) und fragten, ob wir den Motor laufen lassen dürften, wenn wir heute Abend noch Strom bräuchten. Dafür wollte sie lieber die Meinung eines Technikers hören und rief nach einem Michael, der sich als unser Einweisen entpuppte. Leider war das Ganze ein totales Missverständnis, denn wir wollten eigentlich nur wissen, ob wir den Motor hier im Hafen laufen lassen dürften. Michael erklärte uns, wir könnten ruhig Strom benutzen, aber wenn die Batterie schwächer wird, sollten wir doch bitte den Motor laufen lassen. Ja, gut, danke für den Hinweis (wir werden wieder im Schein unserer Teelichter sitzen, die müssen sowieso weg). Die Sache mit dem Abholen morgen klärten sie uns Angus dann gemeinsam. Wir müssen um 9 Uhr dreißig vom Boot runter, aber irgendjemand kann uns zum Essen nach Mountshannon und zurück fahren. Na, das klingt ja alles vielversprechend. Obwohl, an Essen kann mal wieder noch gar keiner denken. Schokolade als Vorspeise, Reis mit Curry-Bananen und jeder zwei Joghurt (thick & creamy) hinterher. Chips und Kuchen gibt es später.

Knäckebrot mit Cheese & Onion-Spread, Chips, Schokolade...Norbert streikt, Petra kaut noch. Halb zehn, wie sollen wir nur das ganze Essen schaffen?

23 Uhr irischer Zeit. Ich bin hundemüde, aber ich will noch nicht ins Bett. Unsere letzte Nacht an Bord. Heul. Wir lachen uns den ganzen Abend schon scheckig (ohne Rücksicht auf unsere Nachbarn und deren eventuelles Schlafbedürfnis), aber das ist mehr Verzweiflung. Oder der krampfhafte Versuch unseres Körpers, mit Bewegung den Magen beim Verdauen zu unterstützen.

Egal, ich gehe jetzt auch ins Bett. Gute Nacht, Blacky!

Anfang Einen Tag zurück

Samstag, 31. Mai 2003

Ich griff gewohnheitsmäßig zur Regenjacke, um zur Dusche zu gehen, aber siehe da, der Himmel ist blau, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und Spinnen haben riesige Radnetze in die Büsche gespannt. Das macht einem den Abschied alles andere als leicht.

Meine zweite Schale Frühstücks-Frosties ist mir fast aus dem Gesicht gefallen - ich kann kein Essen mehr sehen!

Wie eine Horde Ameisen fielen eine Gruppe Jungen und Mädchen über die Boote her und putzten sie von innen und außen. Wir beobachteten das Treiben aus sicherer Entfernung und aßen erst mal ein paar Sandwiches (ungelogen!)

Als die ersten Neulinge auf ihre Boote verfrachtet waren und wir etwas Platz an der Rezeption hatten, gesellten wir uns zu Ivonne. Sie legte mein fragendes Gesicht etwas falsch aus und kümmerte sich um unsere Fahrgelegenheit nach Mountshannon. Angus' Vater fuhr uns um halb zwölf zu dem von allen Leuten empfohlenen Café, was erst um zwölf Uhr dreißig öffnete.

Nach einem Spaziergang durch die Kunstausstellung waren wir wieder aufnahmefähig für drei Lachssteaks in Kräuter-Knoblauch-Butter-Sahne. Mir ist schon wieder schlecht.

Papa holte uns pünktlich ab und nachdem wir noch heraus bekommen hatten, dass Ivonne und Michael gemeinsam lunchen (wir sind nicht neugierig!) und wir einem Boot beim Anlegen an der Zapfsäule geholfen hatten, kam auch unser Auto zum Flughafen. Ein privater PKW, der Fahrer ein Deutscher. Dementsprechend ist er auch gefahren. Unmöglich. Trotzdem sind wir lebend beim Airport angekommen, waren auf der Toilette und haben erst mal was gegessen. Wir sind bekloppt (und mir ist schlecht).

Norbert nörgelt jetzt rum, dass wir uns nicht am Schalter angestellt haben, aber da stehen eh schon alle Passagiere und der Schalter ist auch noch zu.

Anstellen war etwas unnötig: frei Sitzplatzwahl. Das haben wir alle noch nicht erlebt. Reihe 16 Plätze D, E und F ergattert. Vier Reihen vor den Rauchern.

Wir haben einen Stewart mit 'nem richtigen Apfelarsch...bin ich schon wieder sexistisch??

Leider ist das Flugzeug ernsthaft überheizt. Vorbereitung auf die schwüle Luft in Berlin, die uns um 22 Uhr 47 entgegenschlägt.

 

Urlaub vorbei....

Anfang Einen Tag zurück

Eine kleine Anmerkung ...

Nach dem Abtippen des Reisetagebuches möchte ich festhalten, dass es uns während des Urlaubes nicht so vorgekommen ist, als ob wir ständig gegessen hätten. Gut, die letzten zwei Tage mal ausgenommen.

Und auch wenn mein geschildertes Verhalten nicht den Eindruck macht: wir hatten Toiletten an Bord, sogar zwei! Allerdings sind diese nicht ganz für gewichtige Personen wie mich geplant worden, so dass ich die Örtlichkeiten an Land vorgezogen habe.

Auf jeden Fall ist eine Fahrt auf dem River Shannon und seinen Seen ein ganz besonderes Urlaubserlebnis und ich hoffe, dass wir so eine Reise nicht zum letzten Mal gemacht haben.

Anfang Zum letzten Tag zurück
© 2011 Anja Braatz